Wirtschaft

Die Optionen im Überblick Siemens richtet über Osram

Für die Siemens-Tochter Osram werden wichtige Weichen gestellt. Der Aufsichtsrat des Industriekonzerns steht vor der Wahl, die traditionsreiche Lichttechniktochter an die Börse zu bringen, an einen Investor zu verkaufen oder aber doch zu behalten. Die Optionen im Überblick.

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(Foto: REUTERS)

Siemens-Chef Peter Löscher hat den Industrieriesen in den vergangenen Jahren kräftig geschliffen. Konzernteile abseits der Kerngeschäftsfelder Industrie, Energie und Medizintechnik hat der Topmanager abgegeben, zuletzt etwa die IT-Sparte SIS. Nun steht eine Entscheidung bei der über 100 Jahre alten Marke Osram an. Löscher hat folgende Möglichkeiten:

Verkauf

Siemens könnte Osram nach dem Vorbild der Autozuliefersparte VDO oder des Telefonherstellers Gigaset als Ganzes oder mehrheitlich verkaufen. Auch für VDO war vor der Abgabe an Continental ein Börsengang angedacht, die Pläne waren nach dem elf Milliarden Euro schweren Gebot der Niedersachsen fallengelassen worden. Einige Analysten betonen allerdings, ein direkter Verkauf von Osram wäre bereits vor der Wirtschafskrise 2008 locker möglich gewesen. Zudem könnten einer Veräußerung an Rivalen wie Philips, GE oder Panasonic große kartellrechtliche Probleme entgegenstehen.

Ein Verkauf an ein Konsortium von Finanzinvestoren gilt unter Konzerninsidern als unwahrscheinlich. Siemens scheue das Risiko, dass Private-Equity-Unternehmen Osram finanziell aussaugen und somit die technische Zukunft riskieren könnten. "Wenn da etwas schiefgeht, dann war BenQ eine Kleinigkeit dagegen", sagte ein Kenner. Osram beschäftigt weltweit 40.000 Mitarbeiter und unterhält 46 Fertigungsstätten.

Börsengang

Siemens könnte einen Minderheitsanteil von Osram an die Börse bringen. Diese Variante hätte den Charme, dass Siemens die Kontrolle über die Tochter behält, allerdings weniger eigenes Kapital für das forschungsintensive Geschäft bereitstellen muss. Siemens-Finanzchef Joe Kaeser hat zuletzt die Rendite auf das eingesetzte Kapital als wichtige Zielgröße für sein Haus ausgerufen. Unter Analysten wird Osram auf insgesamt 6,5 bis 7 Milliarden Euro taxiert. Erlöse aus einer Kapitalerhöhung im Zuge des IPOs könnten Osrams Kapitalbasis bei der Weiterentwicklung der zukunftsträchtigen LED-Lampen stärken. Der Gang aufs Parkett hätte für Siemens zudem den Vorteil, dass sich der Konzern wie beim IPO von Infineon schnell von weiteren Anteilen der Tochter trennen oder nach und nach aussteigen könnte.

Behalten

Für ein Festhalten an Osram als alleinige Siemens-Tochter spricht, dass Siemens im Grunde gar nicht weiß, was es mit dem Verkaufserlös anstellen soll. Insidern zufolge kommt eine Trennung ohnehin zeitlich nur dann infrage, wenn der Erlös in einen Zukauf fließen kann. Siemens-Chef Löscher dürfte seinem Ruf als "Aus-Löscher" keinen weiteren Vorschub leisten wollen, indem er hochprofitable Bereiche ohne Not versilbert, ohne eine strategische Perspektive an anderer Stelle zu eröffnen. Osram war zwar während der Wirtschaftskrise als erstes Geschäft in den Konjunkturabschwung geraten, hatte sich allerdings im Aufschwung auch als erstes wieder erholt und strahlt nun wie selten zuvor.

"Wenn sie sich von Osram trennen, bleibt die Frage, was sie mit dem Geld machen", sagte Portfolio-Manager Stephan Thomas von FT-Frankfurt-Effekten Fonds. "Es fragt sich, ob es etwas gibt, was sie kaufen und teilweise durch den Osram-Verkauf finanzieren wollen." Siemens hat zuletzt begonnen, das Absatzspektrum für Osram jenseits der Autoindustrie zu erweitern. Vor wenigen Wochen kündigte Osram an, den Straßenlaternen-Hersteller Siteco zurück in den Siemens-Konzern zu holen. Das gilt als erster Schritt weg vom Massen-Lampengeschäft, das immer wieder von harten Preiskämpfen geprägt ist. Zudem wandte sich Siemens in den vergangenen Jahren immer stärker vom Geschäft mit Privatkunden ab.

Analysten schätzen allerdings, dass das industrielle Osram-Systemgeschäft noch deutlich gestärkt werden müsste, etwa mit einer Milliarden-Akquisition. Die Schweizer UBS nannte kürzlich den österreichischen Leuchtenhersteller Zumtobel als attraktiven Übernahmekandidaten.

Quelle: ntv.de, rts

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