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Fettsucht führt immer öfter in den OP

Symbolbild Übergewicht Symbolbild Übergewicht
Jeder zweite in Deutschland ist übergewichtig, jeder fünfte Bürger fettleibig
Quelle: picture-alliance / ANP XTRA/ANP XTRA
Immer mehr Fettleibige in Deutschland kommen unters Messer. Der Trend macht Ärzten Sorgen: Eine Magenverkleinerung sollte der letzte Ausweg sein.

Fettleibigkeit wird nach Angaben der AOK Baden-Württemberg zunehmend chirurgisch behandelt. So ließen sich 136 AOK-Versicherte im Jahr 2008 den Magen verengen, im Jahr darauf waren es bereits 188 ein Plus von rund 40 Prozent.

„Wir beobachten diesen Trend mit Sorge. Die Operation ist kein schnelles Allheilmittel, sondern ein schwerer chirurgischer Eingriff“, teilte der Vizechef der der größten gesetzlichen Kasse im Land, Christopher Hermann, am Montag in Stuttgart mit. Sollte die operative Methode immer öfter zum Einsatz kommen, bestehe die Gefahr, dass viel zu früh und unnötig zum Messer gegriffen wird, ohne alle anderen Mittel zum dauerhaften Gewichtsabbau vorher auszuschöpfen.

Die Kasse habe allein für die Operationen ohne Nachbehandlung im Jahr 2009 gut eine Million Euro gezahlt. Der Grund für diese Entwicklung liegt für Hermann auf der Hand: „Jeder zweite erwachsene Deutsche ist übergewichtig, jeder fünfte Bürger gilt als fettleibig. Mit der chirurgischen Behandlung wurde eine lukrative Nische entdeckt, für die aufwendiges Marketing betrieben wird.“

Bevor eine Operation überhaupt infrage kommt, müssen aus Sicht der AOK dringend alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Dazu zählen ein Programm mit Bewegungstherapie und Herz-Kreislauf-Training zum Abnehmen unter ärztlicher Aufsicht sowie eine dauerhafte Änderung der Ess- und Bewegungsgewohnheiten.

Auch müsse geprüft werden, ob eine schwere seelische Störung vorliegt, die zuerst behandelt werden muss. Etwa die Hälfte der adipösen Patienten, die sich operieren lassen, erfüllten die Kriterien einer behandlungsbedürftigen psychischen Störung. Dass die operative Behandlung wirksam und in einigen wenigen Fällen auch sinnvoll ist, bestreitet Hermann nicht.

Allerdings sei eine lebenslange Nachbehandlung und eine Änderung des Lebensstils notwendig, ohne die es sogar zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen kann. Die Kasse fordert eine Zertifizierung und verpflichtende Qualitätssicherung von operativen Adipositaszentren. Denn einige Verfahren würden noch in Erprobungsstadien angewandt. Die Operation berge viele Risiken; bei fast jeder vierten komme es zu Komplikationen.

dpa/db

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