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Liberale in der Krise FDP-Abgeordneter ruft auf zum Medien-Boykott

Die FDP im Umfragetief? Für den FDP-Bundestagsabgeordneten Günther ist die Ursache der Misere klar: Die Journalisten sind schuld. Er sieht seine Partei als Opfer einer Medienkampagne und ruft zum Boykott kritischer Zeitungen und Sender auf.

Dresden - Der Brief ist prominent auf der Homepage  des Liberalen platziert. Neben Berichte über einen Musikpreis und einen Parteijubilar hat Joachim Günther seine Gedanken zur Presse in Deutschland gestellt. "Medienhetze ignorieren? Ich bin so frei", ist der Text überschrieben.

Darin erklärt der FDP-Bundestagsabgeordnete aus dem Vogtland seine Partei zum Opfer einer Medienkampagne und ruft zum Boykott kritischer Zeitungen und Sender auf. Wie die Dresdner "Sächsische Zeitung" berichtete, ging das Schreiben des früheren sächsischen Landesvorsitzenden in ähnlicher Form auch an seine Fraktionskollegen. Darin heißt es, "Medien mit linksgrüner Hysterie-Berichterstattung" stellten die FDP-Position zur Finanztransaktionssteuer bewusst irreführend dar. Ähnlich sei es bei der Vorratsdatenspeicherung.

Derzeit werde auch "der nicht immer glücklich handelnde Bundespräsident" Christian Wulff von einer "Journalistenmeute wie ein räudiger Fuchs über sämtliche Titelblätter und durch alle Fernsehsendungen gehetzt".

Weiter schreibt der 63-Jährige: "Die Medien mit linksgrüner Hysterie-Berichterstattung werden immer mehr zur 1. Gewalt im Staat. Sie konnten uns vorübergehend suggerieren, dass man in Deutschland nicht einmal mehr einen neuen, modernen Bahnhof bauen darf."

In seinem Brief an die Fraktion schreibt das ehemalige DDR-Blockparteimitglied Günther laut "Sächsischer Zeitung", es sei an der Zeit, "dass wir als Liberale das Spiel beenden, das uns die Presse deutschlandweit seit Monaten aufzwingt". "Solange wir als Zeitungsleser, Radiohörer und Fernsehzuschauer uns weiter so an der Nase herumführen lassen, wird sich nichts ändern."

"Nun kann man unmoralische und unfähige Journalisten nicht einfach zum Rücktritt auffordern. Wohl aber kann man Zeitungen abbestellen, Radio- und Fernsehsender nicht mehr einschalten. Ich bin sicher, dann würde sich einiges ändern im medialen Bereich", schrieb Günther. Aus seiner Sicht gehe es dabei um "Humanität, Demokratie und Selbstachtung". Der Brief soll auch an Unionsabgeordnete gegangen sein.

Der FDP-Politiker, der seit 1990 im Bundestag sitzt, möchte mehr gute Nachrichten lesen. "Stellen wir uns als Liberale an die Spitze einer Bewegung, die das Positive, das wir in unserer Gesellschaft haben, wieder mehr in den Vordergrund rückt!"

ler/dapd

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