Kuba und USA:Ende einer Feindschaft

Raul Castro announces Cuba and USA have agreed the 'reestablish o

Es ist ein historischer Tag: Eine Gruppe Kubaner fährt in Havanna am Malecón entlang.

(Foto: dpa)

In der Karibik hatte der Kalte Krieg eine Art Rentnerdasein gefristet. Nun beendet Präsident Obama die jahrzehntelange Feindschaft mit Kuba. Endlich. Die Kritik der Falken in Washington wird nicht lange auf sich warten lassen.

Kommentar von Nicolas Richter

Seit der Vertreibung aus Europa hat der Kalte Krieg ein behagliches, nicht enden wollendes Rentnerdasein in der Karibik gefristet. 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer aber soll er nun auch von dort weichen: Die USA und Kuba rufen endlich das Ende ihrer Feindschaft aus. Dies ist eine überfällige und historische Wende, der 17. Dezember 2014 nunmehr ein Datum für die Geschichtsbücher.

US-Präsident Barack Obama beendet damit zu Recht eine Boykottpolitik, die zuletzt nur noch sonderbar wirkte. Die USA mögen gefährliche Feinde haben auf der ganzen Welt, aber Kuba gehört schon lange nicht mehr dazu. Die einzigen mutmaßlichen Terroristen auf der kubanischen Insel hat die US-Regierung dort selbst eingesperrt - auf ihrem Militärstützpunkt Guantanamo Bay. Trotzdem scheiterte die Annäherung zuletzt vor allem an den USA. Zum Teil lag dies an den so einflussreichen wie unversöhnlichen Exil-Kubanern in Florida. Vor allem aber lag es daran, dass Washingtons vom Kalten Krieg geprägte Falken das kommunistische Feindbild so lieb gewonnen hatten wie ein altes Möbel.

Wenn Obama nun die Beziehungen normalisieren lässt, dann erkennt er nur das Offensichtliche an - dass nämlich das Experiment ewiger Isolation gescheitert ist. Anders als erhofft, hat die Blockade das Regime eher gestärkt als geschwächt, und der Kuba-Boykott war zuletzt nur noch ein Ärgernis für Menschen auf beiden Seiten, für getrennte Familien, Touristen, Geschäftsleute, ein künstliches, menschenfeindliches Relikt aus einer anderen Zeit.

Wenn überhaupt, dann Risiken für Kuba

Die Amerikaner haben Obama auch wegen seiner Überzeugung gewählt, dass man Konflikte löst, indem man miteinander redet. Diesen Ansatz hat der Präsident nicht immer in Erfolge ummünzen können, siehe seinen "Neustart" mit Russland oder die stockenden Atomgespräche mit Iran. Am Beispiel Kubas kann Obama jetzt beweisen, dass er recht hat. Ja, das Regime ist undemokratisch und begeht Menschenrechtsverletzungen - aber das gilt auch für etliche andere Staaten, die sich Partner und sogar Verbündete Amerikas nennen, etwa Saudi-Arabien.

Die USA begeben sich nicht in Gefahr, wenn sie die Öffnung Kubas beschleunigen. Wenn dies überhaupt Risiken bergen sollte, dann allenfalls für das Regime in Havanna, das schon bald von den Kräften des Wandels erfasst werden könnte. Es könnte aber auch ein Geschäft mit beiderseitigem Nutzen sein, das auf kubanischer Seite Fidel Castros Bruder und Nachfolger Raúl stärkt und dessen Politik der behutsamen Öffnung und Liberalisierung.

Die Falken in Washington freilich werden Obama wie üblich Schwäche vorwerfen, ja gefährliches Appeasement zum Vorteil eines Diktators, und das mehrheitlich republikanische US-Parlament dürfte versuchen, die Annäherung zu sabotieren. Obama aber hat zuletzt bewiesen, dass er das Geschrei seiner Gegner nicht mehr ernst nimmt. Es ist das große Privileg jener, die nur noch zwei Jahre im Weißen Haus sind: Sie können endlich genau das tun, was sie für richtig halten.

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