Organisatoren, Touristiker und Akteure des Tourismustages nahmen Nagolds Innenstadt mit Gästebrillen unter die Lupe. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Tagung: Tourismus-Tag nimmt Top-Beispiel unter die Lupe

Von Sebastian Bernklau

Nagold. Wenn es um Tourismus und Schwarzwald geht, dann denkt man für gewöhnlich an die attraktive Natur. Dass auch die Städte der Region ihren Teil zum Tourismus beitragen können, das war Thema des dritten Tourismustages des Touristischen Aktionsbündnisses Nördlicher Schwarzwald (TANS). Und weil die Touristiker Nagold in diesem Bereich als Vorbild für manch andere Städte sehen, traf man sich gestern in der Stadt im Oberen Nagoldtal und nahm sie unter dem Motto: "Handel im Wandel – Tourismus im Fluss" genau unter die Lupe. Veranstaltet wurde das Treffen von der Schwarzwald Tourismus, der IHK Nordschwarzwald, der Tourismusakademie und eben der TANS.

Dass der Tourismus jede Menge Geld in die Region bringt und auch der Handel ein großes Stück dieses Kuchens abbekommt, das machte zu Beginn der Veranstaltung Alexander Seiz von der Tourismus-Consulting-Agentur Kohl und Partner aus Stuttgart, der das Treffen moderierte, deutlich. 2,3 Milliarden Euro seien das im vergangenen Jahr gewesen, 750 Millionen Euro entfielen auf den Handel. "Tourismus ist eben nicht nur das Übernachten. Da gehört Gastronomie ebenso dazu wie der Transport und eben das Einkaufen", so Seiz in seinem Erföffnungsstatement.

"Nagold ist wahrlich nicht 08/15"

Dafür, dass man jetzt als Musterbeispiel eine auch für den touristischen Gast attraktive Innenstadt habe, dafür habe die Stadt – auch schon vor der Landesgartenschau – viel öffentliches Geld in die Hand genommen, berichtete Nagolds Bürgermeister Hagen Breitling. Allerdings machten diese Investitionen nur einen Teil der Attraktivität aus. Wichtige Faktoren seien in jedem Fall auch der Nagolder Einzelhandel und die gute Gastronomie.

"Die Trendwende ist erreicht", verschob Klaus Mack, Bürgermeister von Bad Wildbad, den Fokus weg von Nagold hin zur Region. Das Touristische Aktionsbündnis, dem er vorsteht und das 2009 gegründet wurde, habe das Bewusstsein geschärft, dass man im Nordschwarzwald etwas unternehmen müsse, dass der Weg weg vom Kirchturmdenken zu größeren Einheiten gehen müsse. Das habe man erreicht. "Die Region ist in Bewegung", resümierte Mack. Und das schlage sich auch in Zahlen nieder. So sei die Zahl der Auslandsübernachtungen seit 2007 um 45 Prozent gestiegen.

Dass der nördliche Schwarzwald in Bewegung ist, das bestätigte auch Christopher Krull von der Schwarzwald Tourismus. In Anlehnung an die Abkürzung des Aktionsbündnisses habe man früher einen Steh-Blues getanzt. "Inzwischen ist es ein echter Rock´n´Roll", so Krull, der an die Touristiker aus der Region appellierte, dass Städte ihren Charakter nicht durch die Ansiedlung der immer gleichen großen Ketten verlieren dürften. "Da gibt es viel Einheitsbrei. Eine Stadt muss Läden haben, die nicht von der Stange sind." Nagold sei da ein gutes Beispiel. Sie sei wahrlich nicht 08/15. "So kann man sich gegen Outlets behaupten und auch Touristen anziehen", lobte Krull.

Auch IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Keppler hatte lobende Worte für die "gelebte Nagolder Einkaufswelt" Innenstadt übrig. Für so etwas reiche es nicht, nur eine schöne Stadt zu haben, man müsse sich darin auch als Gemeinschaft verstehen, so Keppler, der dazu aufforderte, dass Nagold dieses Modell auch nach außen tragen müsse. Mit Blick auf den Handel musste auch Wildbads Bürgermeister Klaus Mack zugeben, dass seine Stadt da Einiges von Nagold lernen könne.

Wie dieses Modell Nagold in der Realität aussieht, das erfuhren die mit bunten Gastbrillen ausgestatteten Touristiker gestern bei Rundgängen unter den Überschriften "Gastronomie", "Infrastruktur und Stadtmarketing", sowie "Einzelhandel". Inspirationen für die Zukunft lieferte den Teilnehmern Theresa Schleicher vom Zukunftsinstitut in Frankfurt am Main.