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„Bettys Sinfonie“ von Social Dance Work: Emotional und prägnant

Von Gier besessen

Münster

Am Ende liefern sich bei „Bettys Sinfonie oder die Frage der Sieben Todsünden 2.0“ Gut und Böse einen Showdown, bis sich beide, wie Yin und Yang, miteinander verbinden. Eine starke Leistung der Wuppertaler Social Dance Work Compagnie, die das Publikum mit teils stehenden Ovationen würdigte.

Isabell Steinböck

Aktuelle Themen bringt die „Social Dance Work Compagnie“ von Christina Breuer auf die Bühne.
Aktuelle Themen bringt die „Social Dance Work Compagnie“ von Christina Breuer auf die Bühne. Foto: Isabell Steinböck

Eine junge Frau rutscht in Unterwäsche über die Bühne und stopft sich Dollarscheine in den Ausschnitt. Wie besessen scheint sie von dem Geld, dass es um sie herum noch weitere – nicht weniger raffgierige – junge Damen gibt, bemerkt sie kaum. Da stürzt sich die Meute auf sie und reißt ihr das einzige Hemd vom Leib. Zurück bleibt ein nacktes, schluchzendes Häuflein Elend. Könnte sie doch nur heraus aus ihrer Haut . . .

„Bettys Sinfonie oder die Frage der Sieben Todsünden 2.0“ ist der Titel eines Tanzabends, den die Wuppertaler Social Dance Work Compagnie im Rahmen von „Tanzspektrum Münster“ (Organisation: Ingrid Heid) im Kleinen Haus zur Premiere brachte. Die Leitung dieses prägnanten Stücks, das sowohl tanzbegeisterte Laien als auch (semi-)professionelle Tänzerinnen zwischen 20 und 55 Jahren ins Rampenlicht rückte, liegt in den Händen von Christina Breuer, die dem ein oder anderen Münsteraner bekannt sein dürfte. Breuer wirkte jahrelang in hiesigen Tanzensembles mit, darunter die Rebel Dance Company und die Batfish Dance Company. Als Choreographin feierte die Künstlerin im immerhin knapp halb voll besuchten Stadttheater ihr Debüt.

Im Zentrum des Abends steht Betty, eine frustrierte, junge Frau, die gerne reich, schön und beliebt wäre, jedoch am Leben verzweifelt. Gebeutelt von Internet-Mobbing und Neid, gequält von exzessiven Begierden, flüchtet sie in Shopping-Orgien und Flatrate-Saufen. Christina Breuer modernisiert die biblischen Todsünden und spricht vor allem junges Publikum an, wenn wiederholt Statements sozialer Netzwerke über die Kulisse flimmern.

Choreografisch überzeugt der gesellschaftskritische Tanzabend durch dynamische, emotionale Ensembleszenen mit professionellen Auf- und Abgängen. Bemerkenswert sind fließend einstudierte Duette mit anspruchsvollen Hebungen. Gelungen auch die Mischung aus Jazztanzelementen, Ballett und zeitgenössischem Tanz.

Am Ende liefern sich Gut und Böse einen Showdown, bis sich beide miteinander verbinden wie Yin und Yang. Eine starke Leistung, die das Publikum mit teils stehenden Ovationen würdigte.

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Nächste Aufführung ist am Sonntag (26. Februar) um 19 Uhr im Theater: ' 5 90 91 00.

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