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Jetzt soll ein Bauzaun her

Diskussion über Drogen-Szene an der kleinen Bahnhofstraße

Münster

Das Wichtigste vorweg: Ein zweieinhalb Meter hoher Holzzaun entlang beider Seiten der Baustelle auf dem Gelände der ehemaligen Westfalen-Tankstelle samt Videoüberwachung soll der Drogenszene an der „kleinen“ Bahnhofstraße das Leben schwerer machen. Die Idee des Bauherrn Pro Urban AG wurde bei einem Treffen von Anwohnern und Ordnungsbehörden am Freitagabend von allen Seiten befürwortet.

Klaus Möllers

Auf diesem Gelände nahe des Hauptbahnhofs hat sich eine Drogenszene etabliert. Foto: kal
Auf diesem Gelände nahe des Hauptbahnhofs hat sich eine Drogenszene etabliert. Foto: kal

Anwohner der „kleinen“ Bahnhofstraße waren auf Vermittlung von Ratsherr Richard Halberstadt in der „Alexianer Waschküche“ zusammengekommen, „um ein dialogfähiges Gespräch zu führen“, wie Halberstadt erklärte, der auch Mitglied der Ordnungspartnerschaft „Bahnhof Drogen“ ist.

Drogenkriminalität und aggressives Verhalten

Kritisiert hatten Anwohner in der seit Wochen schwelenden Diskussion um Drogenkriminalität und aggressives Verhalten von Dealern vor Ort, dass weder das Ordnungsamt noch die Polizei genügend täten, um Dealer „aus dem Verkehr zu ziehen“. Die Kritik wurde am Freitag wiederholt, allerdings unter anderem von Frank Leismann von der Kripo relativiert: Die Polizei sei sehr wohl schon seit Jahren auch an der kleinen Bahnhofstraße beobachtend und eingreifend aktiv, „um die Leute von der Straße zu bekommen“. Zwei Anlieger stellten gar ihre Wohnungen zur Verfügung, damit Beamte Rauschgift-Verkäufe beobachten und für die Beweisführung dokumentieren könnten. „Die Szene steht ständig unter Druck.“

Der Ausländersachbearbeiter und Mitarbeiter der Rauschgift-Abteilung gab Beispiele von Polizeiarbeit vor Ort: „Wir müssen bei Delikten mit weichen Drogen wie Marihuana jemandem für eine Gewerbsmäßigkeit fünf Tat-Tage nachweisen.“ Dann werde die Staatsanwaltschaft aktiv. Falls für die Polizei vor Ort klar sei, dass eine „Übergabehandlung“ (von Drogen) erfolgt sei, sei das für die Staatsanwaltschaft längst kein Beweis, falls keine Drogen direkt gesehen wurden. Es sei auch nicht sicher, dass ein Richter Untersuchungshaft anordne. Im schlechtesten Fall stehe ein Dealer am nächsten Tag wieder auf der Straße.

Eine Anwohnerin wollte beobachtet haben, dass jene Leute aus dem Drogenmilieu „mit angestammten Plätzen verdrängt“ worden seien. „Da sind jetzt andere – die sind aggressiv und haben kein bisschen Sozialverhalten.“ Leismann betonte, dass besonders große Probleme derzeit nordafrikanische Intensivtäter machten, die teils von außerhalb kämen und deren wahre Identitäten schwer feststellbar seien.

"Man ruft an und es kommt keiner"

Eine andere Anliegerin berichtete, mehrmals „sexuell belästigt“, „aufs Übelste beleidigt“ und „Drogen angeboten“ bekommen zu haben. Sie kritisierte das Ordnungsamt: „Man ruft an und es kommt keiner. Man ruft wieder an und es kommt wieder keiner.“ Zum Teil reagierten Mitarbeiter am Telefon geradezu hilflos. Der stellvertretende Leiter des Ordnungsamtes, Norbert Vechtel, betonte, dass das Amt zuständig sei bei Belangen „unterhalb von Straftaten“. Die „kleine“ Bahnhofstraße sei ein „Einsatzschwerpunkt“.

Ein Bauzaun soll helfen

Der Projektleiter der Pro Urban AG, Manfred Möller, brachte den Bauzaun ins Spiel. Der soll an der „kleinen“ Bahnhofstraße bis zur Straßenkante reichen, damit der Gehweg für die Dealer nicht mehr brauchbar ist. Bis dahin könnten allerdings einige Monate vergehen.

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